"ER ist der Fremden Hütte"

Memorandum der Ev.-ref. Kirche in Bayern


verabschiedet am 17.10.2015 in Marienheim

MEMORANDUM
der Synode der Ev.-ref. Kirche in Bayern
 
„ER ist der Fremden Hütte“
(Lied 302 nach Psalm 146)
 

Darum werden wir …
 
… uns und andere informieren
über die Ursachen von Flucht
•    der Kriegsflüchtlinge, die vor den Waffen fliehen, an denen auch wir verdienen
•    der Armutsflüchtlinge, die aussichtslos dem Konkurrenzdruck der Industrienationen ausgeliefert sind 
•    der Bürgerkriegsflüchtlinge, die den Folgen jahrzehntelanger Interessenpolitik der so genannten Westmächte zu entgehen suchen
•    der Klimaflüchtlinge, deren Lebensgrundlagen auch wir beeinträchtigen
Wir tragen mit unserer Vergangenheit: Kolonialgeschichte und unserer Gegenwart: ökonomischer Wettbewerb auf dem Weltmarkt selbst dazu bei, dass Menschen ihre Herkunftsländer verlassen müssen, um menschenwürdig leben zu können.
 
… uns vernetzen
mit allen problembewussten Organisationen in unserer Nähe
•    an kommunalen runden Tischen
•    in zivilgesellschaftlichen Vereinen wie Pro Asyl, Amnesty International, Bayerischer Flüchtlingsrat u.a.
•    mit medialen Plattformen, die Fakten liefern und verzerrte Darstellungen durch Politiker und Journalisten problematisieren
Nur durch gemeinsame Aktionen können wir die Aufgaben meistern, die vor uns liegen.
 
… unterstützen
aus christlicher Verantwortung
•    politische Initiativen zur Verhinderung verschärfter Asylgesetze
•    Helfende, die Supervision nötig haben
•    Menschen, bei denen die öffentliche Meinung Ängste schürt
•    Kontakte, die uns ermöglichen, im Anderen den Nächsten zu sehen
•    interreligiöse Treffen, um Missverständnisse und gegenseitige Vorurteile bei uns und bei den Flüchtlingen zu verringern
•    Möglichkeiten, die eigene Integrationsfähigkeit zu steigern
Hilfe ist mehr und komplexer als gutwillige Einzeltaten.
 
… bekennen
im Geist des Evangeliums
•    unsere politische und gesellschaftliche Verantwortung (im Sinne des Accra-Bekennt¬nis¬ses gegen eine menschenfeindliche kapitalistische Wirtschaft)
•    unsere eigene Tradition als ehemals verfolgte Kirche
•    den Auftrag Jesu, dessen Gesicht wir im Fremden sehen dürfen
•    die Unverzichtbarkeit von Demokratie und Menschenrechten
Unser Vertrauen auf Gott, der hinter uns steht, macht uns frei und mutig.
 
… fordern
 von den politisch Verantwortlichen
•    das Verfassungsrecht auf Asyl nicht einzuschränken
•    eine frühzeitige Arbeitsaufnahme von Asylsuchenden zu fördern
•    finanzielle Verantwortung für Integration zu übernehmen (Stellen für Lehrkräfte, Streetworker, BerufsberaterInnen u.a.; Förderung von Arbeitsplätzen)
•    menschliche Schicksale nicht zu fragwürdigen Zahlenspekulationen in Wahl¬kampf¬¬reden zu missbrauchen
Wir sind PROTESTANTEN als Zeuginnen und Zeugen Jesu Christi in der Welt.


KG Nürnberg