Frank-Walter Steinmeier ist von Nürnberger Ökumene beeindruckt

Der Außenminister hat die Marthakirche besichtigt und einen Vortrag in St. Klara gehalten


Pfarrer Dieter Krabbe erläutert dem prominenten Gast die Schäden an der Kirche (Foto: Ulf Preuß)

Bei einem Rundgang durch die verbrannte Kirche informierte sich Steinmeier über das Geschehene und den geplanten Wiederaufbau.

Nachdem der Termin am 12. Januar schon einmal wegen aktueller Ereignisse verschoben werden musste ,war es am 2. Februar nun so weit: Außenminister Frank-Walter Steinmeier kam nach Nürnberg und auf direktem Weg in die St. Martha Kirche. Zusammen mit einer großen Zahl von Reportern und den Vertretern des Presbyteriums besuchte er die Kirche und machte sich ein Bild von den Schäden. Auch den geplanten Wiederaufbau ließ er sich erläutern und stellte Fragen - natürlich auch die nach der veranschlagten Bauzeit.

Im Anschluss zogen der ganze Tross über die Königstraße in die St. Klara Kirche, wo in der gut gefüllten Kirche viele Gemeindemitglieder und Gäste den Politiker erwarteten. Pfarrer Dieter Krabbe begrüßte die Anwesenden und den hohen Gast. Anders als sonst sei er in diesem Fall wohl "im Namen des Herrn" unterwegs. Steinmeier ist selbt evangelisch-reformierter Christ, stammt aus dem Lipperland und ist momentan aktives Mitglied der reformierten Bethlehemsgemeinde in Berlin.

Weitere Grußworte kamen von Martin Burkert, dem Bundestagsabgeordneten, der den Besuch dankenswerterweise eingefädelt hat, und von Bürgermeister Christian Vogel.

In seinem Vortrag sprach Steinmeier - ausgehend von der gerade besichtigten Ruine und dem Zusammenkommen in der gegenüberliegenden katholischen Kirche - die besondere ökumenische Situation in Nürnberg an und nannte sie ermutigend für ihn als Politiker, der täglich an solchen versöhnlichen Verbindungen arbeite. Und genau diese Arbeit, die wir ja normalerweise nur sehr ausschnittsweise in Nachrichten, Zeitungen und Berichten verfolgen, bekam an diesem Nachmittag Kontur.

Wenn er ins Außenministerium gehe, gäbe er seinen Glauben nicht an der Garderobe ab, sagte er. Sein Glaube sei ihm ein Kompass, aber kein Navi. Das ist eine feine Unterscheidung, die er aber durch verschiedene andere Aussagen nachvollziehbar macht. Biblisch begründet Steinmeier seine Haltung durch den kurzen Satz im ersten Petrusbrief (2,17) "Ehret jedermann!". Er sieht die Grunderkenntnis der Reformation, dass der Mensch nicht für sein Seelenheil sorgen muss, als Befreiung zum politischen Handeln. Und politisches Handeln bedeute eben Verantwortung für alle Menschen zu übernehmen, nicht nur für solche, die einem genehm seien.

In diesem Zusammenhang kam der SPD-Politiker immer wieder auch auf Pegida und die jüngst wieder ermitelten Ängste der Deutschen zu sprechen. Der Grund aller Intoleranz, jeden Hasses und oft eben auch der Gewalt seien die vermeintlich einfachen Lösungen, die von Bewegungen, aber eben auch religiös motivierten Extremisten angeboten würden. Und gemeinsam sei diesen immer auch die Überzeugung: Die Anderen sind an allem schuld!

Außenminister Steinmeier begründete auch die Waffenlieferungen in den Irak und mahnt die Friedensengagierten, nicht Prinzipien zu folgen, sondern sich in Situationen hinein zu versetzen. In diesem Fall habe die Abwägung zwischen der Befürchtung, was künftig mit diesen Waffen geschehe, und der konkreten Bedrohung der Kurden bestanden. Steinmeier zitierte ein Gedicht Bonhoeffers als Leitlinie: „Nicht das Beliebige, sondern das Rechte tun und wagen; nicht im Möglichen schweben, das Wirkliche tapfer ergreifen; nicht in der Flucht der Gedanken, allein in der Tat ist die Freiheit!“