Neues Web-Portal zum Holocaust

Unterrichtsmaterialien auf www.holocaust-unterrichtsmaterialien.de


Verschleppung in Hanau

Das Pädagogische Zentrum von Fritz Bauer Institut & Jüdischem Museum Frankfurt hat ein neues Web-Portal zur pädagogischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust entwickelt. Das Web-Portal enthält Texte und Fotos zur Verfolgung jüdischer Deutscher und zur Ermordung der europäischen Juden in den Jahren 1933-1945.

www.holocaust-unterrichtsmaterialien.de

Das Portal wird am 27. Januar 2015, dem Holocaust-Gedenktag, online gestellt unter www.holocaust-unterrichtsmaterialien.de. Es bietet Schülerinnen und Schülern ab Klasse 9 aller Schulformen und jungen Erwachsenen Materialien für eine zeitgemäße Annäherung und Auseinandersetzung mit dem Holocaust, der Verfolgung jüdischer Deutscher und der Ermordung der europäischen Juden in den Jahren 1933-1945.

Anschaulich erzählte Texte und Fotos ermöglichen persönliche Zugänge zu vielfältigen Aspekten. Es werden insbesondere Texte präsentiert, in denen damals jugendliche Personen über Situationen ihres Lebens erzählen, in denen sich die Verfolgung spiegelt. So ergeben sich für Schülerinnen und Schüler Möglichkeiten, an die eigene vertraute Alltagswelt anzuknüpfen. Auf diese Weise bieten sich Anlässe zur persönlichen Auseinandersetzung und zur Diskussion.

Die Materialien sollen anregen, eigene Fragen entwickeln können, kontrovers zu diskutieren und so eine individuelle Auseinandersetzung zu ermöglichen. Lehrkräfte können Texte und Fotos für den konkreten Arbeitszusammenhang ihrer Lerngruppe auswählen und zusammenstellen. Diese sind insbesondere auch für arbeitsteilige Arbeitsformen und Präsentationen geeignet.

Zur Auswahl der Texte: Für die Zusammenstellung der Texte waren ihre narrative Qualität mit einer klaren dichten Erzählstruktur und ihre Anschaulichkeit entscheidend, die Schülerinnen und Schülern sollen sich die Situation vorstellen können und sie auch emotional mit der eigenen Lebenswirklichkeit in Beziehung setzen können. Die Fotos und Karikaturen sind entsprechend ausgewählt.

Menschen, oft damals im Alter der SchülerInnen von heute, erzählen – eingebettet in den historischen Kontext – kurze, oft spannende Geschichten zur Lebenssituationen als Verfolgte im Kontext ihrer Familien, in der Schule, im Alltag. So werden jüdische Deutsche sichtbar nicht als anonyme Masse vermeintlich passiver Opfer, sondern als Menschen, die als Individuen denken, fühlen und handeln. Zeitzeugen stehen im Mittelpunkt: jüdische Verfolgte, aber auch Zuschauer und Täter. Für das Jahr 1933 werden durch Zeitungsberichte aus dem demokratischen Auslands auch ausländische Perspektiven deutlich. Aber es sind auch zeitgenössische Tagebucheinträge und andere Berichte zu finden.

In acht Themenfeldern sind die Materialien zum Holocaust strukturiert: I. Vor der Nazi-Zeit; II. Nazis an der Macht; III. Lebenssituation jüdischer Deutscher – 1933 bis Herbst 1938; IV. Die Novemberpogrome 1938 und die Jahre bis zu den Deportationen; V. Die Deportationen – Die gewaltsamen Verschleppungen jüdischer Deutscher; VI. Mord an den europäischen Juden; VII. Bewaffneter jüdischer Widerstand und Rettung verfolgter Juden; VIII. Befreiung und Danach.

Das Pädagogische Zentrum bietet Schulen die Vorstellung des Web-Portals im Rahmen einer Fachkonferenz an; eine erste Lehrerfortbildung ist für 5. März 2015 geplant.

Anprechpartnerin Monica Kingreen im Pädagogischen Zentrum, Tel.: 069.212 742 38, E-Mail: Monica.Kingreen@stadt-frankfurt.de

Acht Themenfelder:

I. Vor der Nazi-Zeit

Die Situation jüdischer Deutscher „vor 1933“ als geachtete Bürger eines demokratischen Staates wie auch der Kampf der Demokraten zur Verteidigung des Rechtsstaates werden deutlich.

II. Nazis an der Macht

Die Zertrümmerung der Demokratie durch die Nationalsozialisten wird auch in Reaktionen der ausländischen demokratischen Presse aufgezeigt und die Einschnitte im Leben jüdischer Deutscher werden anschaulich gemacht.

III. Lebenssituation jüdischer Deutscher – 1933 bis Herbst 1938

Die Stationen der Verfolgung jüdischer Deutscher ab 1933 werden in ihren Auswirkungen für die Zeit bis zum Herbst 1938 angesprochen. Die Annäherung an eine Innensicht wird auf diese Weise möglich, und auch die Überlegungen zur Reaktion auf die Verfolgung werden deutlich.

IV. Die Novemberpogrome 1938 und die Jahre bis zu den Deportationen

Die Novemberpogrome 1938 in ihrer vielfältigen Wirkung auf einzelne Familien werden dargestellt. Aber auch die Hilfsaktion aus dem Ausland der rettenden Kindertransporte wird thematisiert. Verdeutlicht werden die Lebensverhältnisse jüdischer deutscher Jugendlicher und Familien unter den Bedingungen der intensivierten Verfolgung zwischen den Novemberpogromen und dem Beginn der Deportationen im Herbst 1941.

V. Die Deportationen – Die gewaltsamen Verschleppungen jüdischer Deutscher

Die gewaltsamen Verschleppungen jüdischer Deutscher ab Herbst 1941, das Untertauchen sowie das Leben im Ghetto werden thematisiert. Mit diesem Themenfeld weitet sich der Blick auf die Mordereignisse im besetzten Europa.

VI. Mord an den europäischen Juden

Die Beschäftigung mit ausgewählten Situationen des Mordgeschehens des Holocaust ist durch Erinnerungs- und andere Berichte in Verbindung mit entsprechenden Fotos möglich. Mord-Orte und Mord-Aktivitäten stehen dann im Fokus: noch immer wenig Bekanntes wie das Vernichtungslager Chelmno und das Vernichtungslager Belzec, das Massaker von Babi Jar bei Kiew, die Morde der SS-Einsatzgruppen, aber auch Bekanntes wie das Warschauer Ghetto und das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

VII. Bewaffneter jüdischer Widerstand und Rettung verfolgter Juden

Der Widerstand jüdischer Partisanengruppen, eine zumeist vernachlässigte Perspektive, wird ausführlich dargestellt. Auch die Hilfe von nichtjüdischer Seite für verfolgte jüdische Menschen steht im Mittelpunkt, um auch andere wichtige Perspektiven auf das Verfolgungs- und Mordgeschehen zu ermöglichen.

VIII. Befreiung und Danach

Die Situation nach 1945 ist in einem doppelten Sinn bedeutsam: zum einen die Situation der Befreiten und Überlebenden und zum anderen die juristische Ahndung mit dem Bemühen um die Wiederherstellung des Rechtszustandes. Zu dieser Zeit gehören auch Überlegungen zum Leben mit den Tätern und insbesondere die Beschäftigung mit den Mördern. Der bleibenden Frage, was normale Menschen in der NS-Zeit zu Mördern machen konnte, versucht sich die Unterscheidung von Täter-Typen und die Kategorisierung ihrer Taten anzunähern.

Monica Kingreen
Pädagogisches Zentrum FFM
Fritz Bauer Institut & Jüdisches Museum
Seckbächer Gasse 14
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069 212 74238

monica.kingreen@stadt-frankfurt.de

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