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Wieder und stärker: 'Nein ohne Ja'
Ein Aufruf von Rolf Wischnath
In diesen Zeitläuften geht der INF-Vertrag (1987) den Bach runter. Der „INF-Vertrag“ (Intermediate Range Nuclear Forces, zu Deutsch: nukleare Mittelstreckensysteme) ist die Vereinbarung über den Abbau der Atomraketen mittlerer Reichweite zwischen der Sowjetunion und den USA. Alle landgestützten Flugkörper in diesem Aktionsradius sollten vernichtet werden. Der Vertrag, der auch „Washingtoner Vertrag“ genannt wird, wurde am 8. Dezember 1987 vom letzten Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion Michael Gorbatschow und dem damaligen amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan unterzeichnet. Er galt als Meilenstein auf dem Weg zur Beendigung des Kalten Krieges. Er war ein glückverheißender Bruch mit den Feindbildern.
Die Kündigung des INF-Vertrages bedeutet Zerstörung des wichtigsten Abrüstungsvertrags in der Geschichte der Ost-West-Konfrontation. Die Trümmer der zerbrochenen Feindbilder werden aus den Mülleimern des Kalten Krieges herangeschafft, um sie erneut zu montieren.
- Müssten nicht heute die im Ökumenischen Rat verbundenen Kirchen und die Katholische Kirche mit Papst Franziskus das „Nein ohne Ja“ zu den Atomwaffen verschärfen?
- Müsste nicht unsere Regierung aufgefordert werden, ein „Nein ohne Ja“ zur Aufkündigung des INF-Vertrags und zur Vorbereitung einer Stationierung neuer Mittelstreckenraketen auszusprechen?
- Müsste nicht dieses „Nein ohne Ja“ heute dazu führen, dass die Bundesregierung die Bereithaltung der Atomwaffen in Büchel aufkündigt? Büchel ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Cochem-Zell in Rheinland-Pfalz. Dort allein werden in Deutschland Atomwaffen, amerikanische Atomwaffen, gelagert. Auch die Bundeswehr übt in Büchel den Einsatz dieser Atomwaffen, die sie in einem großen Krieg auf amerikanischen Befehl hin abwerfen müsste.
- Müssten nicht jetzt die Kirchen in der Folge des „Nein ohne Ja fordern, dass die Bundeswehr diese Übungen sofort einstellt?
In der Folge des zweiten Gebots, des Bilderverbots, wäre ein pazifistischer Bildersturm auszurufen! Das wäre jedenfalls ganz in Karl Barths Sinn. Er schreibt 1946 an eine junge Frau:
„Alles zu seiner Zeit, nicht wahr, und nun haben wir ja die Atombombe, mit deren Hilfe es von jetzt an einen ‚endgültigen Frieden‘ oder dann den Untergang dieses ganzen bösen, aber manchmal doch auch schönen Planeten geben wird. Liebe Fräulein Seifert, wie ist alles so merkwürdig und verborgen!“
Aber „merkwürdig“ und „verborgen“ bleibt Gottes Wort zu den Atomwaffen nicht.
In einem „Brief an die Öffentlichkeit“ notiert Barth 1957:
„Schluss mit der Vorbereitung eines Krieges mit Waffen, die ihn für alle Beteiligten zum vorherein sinnlos machen! Schluss auch mit der gegenseitigen Bedrohung mit der Anwendung solcher Waffen! Sofortiger Schluss mit den offenbar schon im Frieden für uns alle lebensgefährlichen Experimenten! Die Menschen im Westen und im Osten sollen aufstehen gegen den Wahnsinn, der in dieser Sache im Gang ist.“
Und in einem Brief an die „Kirchlichen Bruderschaften“ - eine Gruppe in der Folge des Kirchenkampfes und der Barmer Theologischen Erklärung (1934) -, schreibt Karl Barth 1959: