Die ForuM-Studie zur sexualisierten Gewalt in den evangelischen Kirchen

Informationsveranstaltung am 17. April um 18.30 Uhr mit Prof. Dr. Thomas Großbölting im Rahmen von 'Gott und die Welt'. Ort: Gemeindesaal


Foto: Rieger

Um die Ergebnisse einzuordnen und die Hintergründe zu besprechen haben wir einen der Autoren der Studie eingeladen. Er wird in der Veranstaltung per Live-Stream aus Hamburg zugeschaltet. Nach einem kurzen Vortrag sind Fragen möglich.

Selbst Expert*innen sind über das Ausmaß sexualisierter Gewalt innnerhalb der evangelischen Kirchen erschüttert. Lange waren alle davon ausgegangen, dass die Katholische Kirche mit ihrem Zölibat und der veralteten Sexualmoral ein strukturelles Problem habe, das sich auf evangelischer Seite so nicht zeige. Wohl auch deshalb wurde der Forschungsverbund "ForuM – Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland" etwas halbherzig beauftragt – jedenfalls in der Erwartung, es werde so schlimm schon nicht sein. Doch die Ergebnisse zeigen nicht nur eine enorme Zahl von Fällen, sondern auch fast durchgängig die Versuche, das Geschehene zu vertuschen – meist auch erfolgreich. 

Genau diese Reflexe funktionieren auch jetzt sehr schnell: "Anderswo gibt es das doch auch!" – "Sind da nicht viele ganz harmlose Fälle dabei?" – Da soll dich nur der Kirche geschadet werden!". Wir wollen aber hinschauen und nicht abwiegeln! Dazu hat uns unsere Presbyterin Ulli Göken-Haidl einen Referenten vermittelt, der an der Studie selbst mitgearbeitet hat und sich dabei auf genau die evangelischen Spezifika spezialisiert hat. Er wird in seinem Vortrag die Punkte besonders hervorheben, die in den religiösen Gemeinschaften in besonderer Weise Missbrauch ermöglicht und das Vertuschen begünstigt haben.

Dr. Thomas Großbölting ist Professor für Neuere Geschichte/ Zeitgeschichte und seit 2020  Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH). Vorher war er schon Professor in Münster, Toronto und Magdeburg. Er hat sowohl an katholischen Studien zur sexualisierten Gewalt als auch schon bei der Bearbeitung der Stasi-Akten in Berlin mitgearbeitet.

Der Informations- und Diskussionsabend findet im Rahmen unserer Reihe "Gott und Welt" statt und ist öffentlich. Sie können also gerne Menschen mitbringen, die an der Frage Interesse haben. Selbst von sexualisierter Gewalt Betroffene müssen sich gewahr sein, dass im Rahmen einer solchen Veranstaltung, in der alle das Wort ergreifen können, Dinge auch in einer für sie unangemessenen Weise angesprochen werden können. Bringen Sie sich also jemand mit, dem oder der sie sich anvertrauen können!

Zur Vorbereitung empfehlen wir einen Beitrag des Bayerischen Rundfunks aus der Reihe STATIONEN vom 27. März 2024: Missbrauch evangelisch: Wegsehen und verschweigen.

Die Veranstaltung wird voraussichtlich im Gemeindesaal stattfinden. Bei großem Interesse wird sie in die Kirche verlegt.