Sanierung ist in vollem Gange

Nach ausgiebigen Untersuchungen geht es jetzt voran


Das Foto zeigt einen Säulenbogen nach der Reinigung vom Ruß. Alte Putzschichten sind durch das schonende Verfahren erhalten gebblieben und zeigen eine ehemalige farbliche Fassung des Bogens. (Foto: Rieger)

Rußbeseitigung, Putzsicherung, Ankerbohrungen, ... die Maßnahmen zur Sanierung der verbliebenen Bausubstanz laufen an und zeigen erste Ergebnisse.

„Die Baustelle hat wieder Fahrt aufgenommen“, mit diesem Satz hat unser Bauleiter Florian Veh den Punkt getroffen. Nach einer langen Phase, in der kein rechtes Vorankommen zu sehen war, herrscht jetzt wieder reges Treiben in der Marthakirche.

Eine Pause, die keine war

Bis Juni dauerte die Untersuchung der Schäden. Wie stabil sind die einzelnen Mauern und Säulen? Wie feucht oder salzhaltig sind manche Wandpartien? Welche Putzreste sind denkmalpflegerisch wertvoll? Welche Methoden taugen zur Reinigung und Bearbeitung? Alles wurde genau kartiert und dokumentiert. Diese Gründlichkeit wird sich lohnen, denn jetzt kann zügig gearbeitet werden und es sind keine bösen Überraschungen mehr zu befürchten.

In der Zwischenzeit sind die Planungen für den Wiederaufbau vorangegangen. Die Pläne von Florian Nagler Architekten werden immer detaillierter. Fachleute aus verschiedenen Gewerken sind mit am Tisch, wenn über die Statik, das neue Dach, die künftigen Wandoberflächen oder über die Heizung, die Akustik und die Beleuchtung gesprochen wird. Auch mit dem Amt für Denkmalpflege ggibt es einen regelmäßigen Austausch – insbesondere über die Wände und den Fußboden.

Von innen gereinigt

Inzwischen ist aber auch in der Kirche einiges passiert: Mit einem speziellen und sehr schonenden Verfahren der Bestrahlung mit Glaspudermehl wurde der Ruß von den Wänden entfernt. Insbesondere der Chorraum sieht schon wieder ganz annehmbar aus. Die verbliebenen Putzreste an den Wänden müssen aus denkmalpflegerischer Sicht erhalten bleiben und werden also fixiert. Wenn das passiert ist, können alle Flächen – so die Planung – einheitlich mit einer Schlämme gestrichen werden.

Als nächstes sind aber erst noch einige statische Maßnahmen dran – allem voran die Sicherung der östlichen Giebelwand über dem Bogen zum Chorraum. Dort ist durch den Brand ein bestehender Riss größer geworden. Mit längs durch die Wände gebohrten Löchern und verspannten Stahlstangen wird ein weiteres Aufreißen verhindert. Im Kirchenraum müssen Teile der Säulen ersetzt werden. Und an der westlichen Giebelwand, wo durch den Brand der Orgel das Feuer am meisten gewütet hat, muss das Mauerwerk durch neues Material ergänzt werden. Auch das kleine Türmchen ist baufällig und muss repariert oder ganz neu aufgebaut werden.

Die Sanierung des Bestandes, also der Mauern und Säulen, wird noch mindestens den Winter in Anspruch nehmen. Der Fortgang ist teilweise auch von den Witterungsverhältnissen abhängig. Für das Frühjahr 2016 ist dann die Montage des neuen Daches geplant. Erst wenn dann der Boden (möglicherweise zusammen mit einer Fußbodenheizung) eingebaut ist, kann mit dem eigentlichen Innenausbau begonnen werden.

Drei Glocken an drei Plätzen

Die historische Glocke aus dem Türmchen, die von Hans Glockengießer stammt und wohl im 15. Jahrhundert gegossen wurde, konnte nach dem Brand geborgen werden. Sie ist inzwischen wieder zusammengeschweißt und in der Gemeinde an einem sicheren Ort verwahrt. Zum Erntedankfest soll sie in einen dafür gestifteten Glockenstuhl montiert werden und das erste Mal wieder erklingen. Sie wird am Ende wohl auch wieder im Türmchen ihren Platz finden.

Die beiden weiteren Glocken waren in zwei weiteren Stockwerken untergebracht – die größte zu unterst und hinter der Holztüre der Vorderfassade. Durch das Öffnen der Türe könnte man die Lautstärke der großen Glocke verstärken. Ob das jemals passiert ist? Die beiden größeren Glocken stammen aus den … Jahren und waren nach den reformierten Reformatoren Zwingli und Calvin benannt. Da die neuen Glocken mit dem Dachstuhl montiert werden müssen, werden sie demnächst schon in Auftrag gegeben.

Die neue Orgel

Für einige Diskussionen hat im Sommer die neue Orgel geführt. Das Vorhaben, das Fenster in der Westfassade weitgehend frei zu lassen, wurde zugunsten einer architektonisch passenden und musikalisch vielversprechenden Orgel aufgegeben. Die Position etwa einen halben Meter vom Fenster entfernt, wird zwar Licht durchlassen, nicht aber in dem Maße, wie es sich viele gewünscht hatten. Aufgrund der anderen Innenausstattung wird die Kirche auch so heller werden.

Die Orgel wird, wie auf den Abbildungen zu sehen ist, hoch und schlank. Ihre beiden Hauptbestandteile – Haupt- und Schwellwerk genannt – werden übereinander, statt wie sonst nebeneinander angeordnet sein. Die Orgelmanufaktur Lutz aus Feuchtwangen hat eine eher klassische Intonierung vorgeschlagen, an der die Fachleute gerade noch feilen. Die 27 Register der bisherigen Orgel werden um ein, zwei oder drei Werke erweitert werden, um die Konzerttauglichkeit sicherzustellen. Der Einbau der Orgel wird erst einige Zeit nach der Fertigstellung der Kirche vorgenommen, um eine Belastung mit dem verbliebenen Baustaub zu vermeiden.

Für die Zwischenzeit – und natürlich zum Gebrauch danach – wird auch eine neue Truhenorgel angeschafft, die kleiner und mobiler als die alte werden soll. An der Entscheidung hierüber ist bereits der neue Organist Andy Tirakittti beteiligt.

Die Finanzen der Gemeinde

Bisher sind alle den Brand betreffenden Maßnahmen von der Versicherung erstattet worden. Es handelt sich dabei vor allem um Sicherungs- und Sanierungsarbeiten sowie um Gestellkosten für das Gerüst und den Kran, die mit dem eigentlichen Wiederaufbau noch nicht viel zu tun haben. Die Finanzen der Gemeinde sind also bisher lediglich mit der Abrechnung der wenigen Arbeiten vor dem Brand belastet worden und mit dem Honorar für den Koordinator. In beiden Fällen zahlt die Evangelisch-reformierte Kirche in Bayern auch einen Zuschuss. Über den weiteren Finanzbedarf werden die Kostenberechnungen Auskunft geben, die im Moment erstellt werden.

 


KG Nürnberg